„Wie geht man damit um, ständig Hasskommentare zu bekommen? Was macht das mit einem?“ Diese Frage wurde Hasnain Kazim im Anschluss an die Lesung von einem unserer Schüler gestellt. Hass macht wütend, Hass macht Angst, und Hass bringt Menschen dazu, Morddrohungen auszusprechen und auch dazu, diejenigen, die sie hassen, zu töten. Und dennoch lautet die eindringliche Botschaft, sich niemals einschüchtern zu lassen, niemals zu schweigen, sondern sich gegen den Hass zu stellen, wo immer dies möglich ist.
Hasnain Kazim erzählt, wie er als Schüler in einem kleinen Dorf in Norddeutschland die ersten Briefe bekommen hat, in denen er als „Ausländer“ beschimpft wurde, weil er einen Bundestagsabgeordneten kritisierte, der „vor einer Überfremdung Deutschlands durch Migranten“ warnte und damit Stimmung machte. Obwohl die Briefe ihn schockierten, brachten sie ihn nicht zum Schweigen. Später als Journalist hat Hasnain Kazim täglich hasserfüllte Mails erhalten. Als er wütend antwortete, wurde er von seiner Redaktion aufgefordert, sich mit „bösen Kommentaren“ zurückzuhalten. Aber Schweigen war keine Option, und so begann der Autor des Buches „Post von Karlheinz“ mit dem Projekt, auf alle Hasskommentare zu antworten. Drei Jahre lang antwortete Hasnain Kazim den Wutbürgern, Rassisten, AfDlern und den „ganz normalen Deutschen“ in witziger und ironischer Weise auf ihre Wutmails. Einige dieser überraschenden Dialoge las Hasnain Kazim vor und brachte sein Publikum damit zum Lachen.
Und doch, das Entsetzen unter den Zuhörenden ist spürbar, als Hasnain Kazim von tausend Morddrohungen berichtet, die er allein im Jahr 2019 bekommen hat. Eine Schülerin wollte wissen, ob es nicht irgendwann zuviel werde. Und ein anderer zeigte sich beeindruckt, dass Herr Kazim trotzdem Lesungen macht und nicht aufhört, mit guten Argumenten Extremisten entgegenzutreten. Wo das Gespräch aber nicht mehr möglich ist, sollte Strafanzeige gestellt und eine Zivilklage eingereicht werden. Organisationen wie HateAid unterstützen und beraten Opfer von Online-Hass, damit alle Betroffenen sich rechtlich zur Wehr setzen können.
Hasnain Kazim wurde mit großem Applaus und einigen Umarmungen von unseren sichtlich bewegten OberstufenschülerInnen und den Lehrkräften verabschiedet.
Wir danken dem Veranstalter AllerWeltHaus Hagen e.V. in Kooperation mit dem Jugendring Hagen und dem Kommunalen Integrationszentrum Hagen, insbesondere Frau Anna Stenz und Frau Marion Rosenberg, die die Lesung begleitet haben, und Frau Bettina Krome von der Gesamtschule Eilpe für die Organisation.
Die Lesung wird gefördert aus Mitteln des Bundesprogramms „demokratie leben!“ und durch das Kommunale Integrationszentrum Hagen.